2. Schritt – Laufen und Achtsamkeit


Laufen und Achtsamkeit - Ihre Praxis für Achtsamkeit und MBSR Köln2. Schritt – Laufen und Achtsamkeit

Dieser zweite Artikel zum Thema „Laufen und Achtsamkeit“ ist Teil der Serie „Achtsamkeit beim Laufen“ und möchte Ihnen das Thema Achtsamkeit im Alltag näher bringen. Schrittweise aufeinander aufgebaut können Sie so von Artikel zu Artikel nachvollziehen, wie Sie Teile Ihres Lebens genussvoller, intensiver und einfach „lebenswerter“ machen können.

Warum eigentlich „Laufen und Achtsamkeit“?

Beim Laufen sind schon viele Details gegeben, die wir dazu nutzen können, aus dem Laufen ein Achtsamkeitstraining zu machen. So ist es doch eher schwierig, beim Laufen Fernsehen zu schauen, auf dem Smartphone WhatsApp zu schreiben (ohne Stehen zu bleiben 🙂 ) oder uns auf andere Art abzulenken, wie wir es im Alltag häufig tun.

Und doch hören viele Läufer beim Laufen Musik, telefonieren beim Laufen oder unterhalten sich mit Mitläufern. Dagegen ist nichts zu sagen, viele machen es ja auch, um sich vom „langweiligen Laufen“ abzulenken.

Achtsamkeit, die Anti-Trance

Nur leider ist Letzteres genau das Gegenteil von dem, was Achtsamkeit im Sinne von „freundlichem Gewahrsein“ meint und was man in einem Achtsamkeitstraining kultivieren möchte. Wenn wir beim Laufen Musik hören, so sind wir meist mit unserer Aufmerksamkeit „in der Musik“. Und nicht unbedingt auf dem Weg, im Wald, im Park oder in welcher Umgebung wir auch immer laufen. Musik nimmt uns schnell mit in eine Art Trance, die uns von dem ablenkt, was gerade im Moment wirklich zu sehen, hören, spüren, riechen oder schmecken ist. Wir sind „weg“. Unser Körper läuft, aber wir sind „in der Musik“.

Das selbe passiert, wenn wir uns beim Laufen unterhalten: unser Körper ist in der Natur, aber wir sind „im Gespräch vertieft“ – vielleicht sogar in Problemen, die wir uns vom Mitläufer anhören, oder in Problemen versunken, die wir gerade dem Anderen mitteilen. Denn wir können nicht sprechen, ohne dabei in die entsprechenden Erlebnisse „hinein“ zu gehen – sprechen wir also über Probleme, so sind wir (wieder) drin und erleben sie in abgeschwächter Form erneut.

Den Körper „Gassi-gehen“ schicken

So ist unser Körper im Park, aber unsere Aufmerksamkeit und damit unser Inneres weiter im Problem. So ähnlich, als ob wir unseren Hund alleine Gassi-gehen schicken würden, während wir zu Hause bleiben, um uns noch etwas im Problem zu wälzen. Unser Geist kommt also nicht „raus“, der bleibt „auf der Arbeit“, „im Beziehungsproblem“, im „Stress auf der Arbeit“, etc. etc. etc.

Das ist der Nachteil bei den unangenehmen Dingen – aber was ist mit den guten Gesprächsinhalten?

Unterhalten wir uns über schöne Dinge, ist das natürlich angenehm.

Aber es ist schade, dass wir uns nicht ganz auf das schöne Gespräch konzentrieren können, denn wir müssen ja beim Laufen aufpassen, dass wir nicht in ein Loch treten, den Weg im Auge behalten und nicht über eine Hundeleine fallen. So laufen wir nicht zu 100% und wir genießen auch nicht das schöne Gespräch. Wir machen beides nur mit halber Kraft. Wie ein leckeres Essen, dessen Geschmack wir nicht wahrnehmen, weil wir gerade einen spannenden Film im Fernsehen schauen … eigentlich schade, oder?

 

Warum nicht einmal etwas „Ganz und Gar“ – also zu 100% machen?

Und auch hier lässt sich natürlich auch wieder ganz klar feststellen: Dieses „Sich ablenken“ ist eine prima Strategie, wenn Sie eigentlich nicht Laufen möchten, es aber nur tun, um „Gewicht zu verlieren“ oder schneller zu sein als der Mitläufer (um von ihm oder ihr bewundert zu werden?). Oder um mehr Schritte zu machen für die Fitness-App, weil der Arzt es gesagt hat oder aus anderen Gründen.

Sehr gute Strategie – aber leider keine Übung in Achtsamkeit oder Gewahrsein. 🙂

Und so kann es schon der erste Schritt in Richtung Achtsamkeitstraining sein, beim Laufen einfach einmal alleine zu Laufen und dabei keine Musik zu hören oder zu telefonieren.

Weg lassen? Genau!

Einfach einmal etwas weg lassen …

Das ist natürlich nicht alles – aber ein extrem guter erster Schritt.

Und mit dem beginnt ja bekanntlich der längste Weg!

Und für den Anfang ist dies allein schon ein gutes Programm für Ihre ersten beiden Trainingseinheiten in Sachen „Laufen und Achtsamkeit“. Laufen Sie – ohne abgelenkt zu sein durch Musik oder andere Dinge und nehmen Sie beim Laufen aufmerksam wahr, was gerade wahr zu nehmen ist.

Einfach einmal Laufen – ohne Ablenkung!

Und wenn Sie dies während zweier Trainingseinheiten gemacht haben, dann geht es hier weiter. 🙂

 

Ihr

Ralf Rosenbaum

Achtsamkeit und MBSR Köln
– MBSR-Lehrer
– Achtsamkeitscoach
– Heilpraktiker (Psychotherapie)